Auszug aus der Schulchronik
...vor 375 Jahren...
Bereits im Jahre 1625, also zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, gab es in Dingelbe eine Schule. In dem Schulgebäude, das auf dem Gelände des heutigen Friedhofs gestanden haben soll, unterrichtete der Küster die Jungen des Dorfes. -
Von den Mädchen war zu dieser Zeit noch keine Rede.
Das Schulwesen befasste sich mit Religion und allem, was damit zusammenhing:
Die Schüler sollten in der Bibel lesen können, den Gesang im Gottesdienst verstärken und für den täglichen Gebrauch Gebete und Verse aus der Bibel auswendig wissen.
Es gab damals keinen Lehrplan, keine Bücher und keine Lehrerausbildung. Jeder konnte bis ins l9.Jahrhundert hinein Dorflehrer werden. Er wurde es nicht aufgrund einer Ausbildung, sondern er wurde von der Gemeinde, mit der er einen Vertrag über seine Rechte, Pflichten und Einkünfte abschloss, ernannt. Vorher ging eine Prüfung seines Charakters, Lebenswandels und der Fähigkeiten im Lesen, Schreiben, Singen, die aber nicht allzu streng gewesen sein konnte, weil die Hungerleiderexistenz des Lehrers nur von wenigen angestrebt wurde.
Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es eine allgemeine Schulpflicht, doch viele Eltern sahen den Schulbesuch ihrer Kinder gar nicht gern. Kinder waren da, um den Lebensunterhalt mit zu bestreiten und im Stall und bei der Feldarbeit zu helfen, deshalb wurden sie häufig gar nicht zur Schule geschickt.
Trotz all dieser widrigen Umstände gab es erstaunlich viele vielseitig gebildete und pädagogisch ehrgeizige Dorflehrer, denn dieser Beruf war der einzige, der wissensdurstigen Jungen aus dem Volk eine gewisse Befriedigung ihrer Interessen versprach.
... vor 200 Jahren...
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts soll es mit der Volksschule in Dingelbe nicht gut bestellt gewesen sein. Die Kinder lernten nur notdürftig das Lesen und Schreiben. Schulmeister in Dingelbe war zu dieser Zeit Anton Hennermann, gebürtig aus Hildesheim.
In einer Beurteilung aus dem Jahr 1802 hieß es: "Der Schulmeister Hennermann ist von geringem Verstande. Dabei aber doch gutmütig. In der Normalschule ist er nicht gewesen, sondern nach einen 22jährigen Dienste in der hohen Domkirche ist er hier gleich angestellt.... Er plagt sich bei den Haufen Kinder mehr, als er nöthig haben würde, wenn er zu vor im Schulhalten unterrichtet gewesen wäre; aber nun ist er auch zu alt dazu. Die Kinder sind wohl zum Theil schlecht; theils liegt dieses in den Gaben der Kinder, theils aber auch haben die Aeltern die meiste Schuld, indem sie ihre Kinder nur wenige Zeit im Jahre in die Schule schicken."
Im Jahre 1817 wurde der Lehrer Franz Sievers von Vienenburg/Harz nach Dingelbe versetzt. Er war sehr tüchtig, so dass sich die Verhältnisse in der Schule bald deutlich besserten.
Bis zu dieser Zeit war es den Jungen im Dorf vorbehalten, die Schule zu besuchen. Im Jahre 1866 kamen Schulschwestern aus dem 3.Orden des Heiligen Franziskus nach Dingelbe. Sie leiteten einige Zeit sehr erfolgreich eine Mädchenschule im Dorf, doch diese Einrichtung wurde später wieder aufgehoben.
Im Jahre 1876 beschlossen die Gemeinde und die Kirche den Bau der "alten Schule" Nun kamen auch staatliche l.ehrer ins Dorf, die Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichteten.
...vor 100 Jahren...
Um die Jahrhundertwende und zu Beginn des 20.Jahrhunderts unterrichtete Hauptlehrer Grabow an der katholischen Volksschule Dingelbe und arbeitete gleichzeitig als Küster in der Kirche. Es war allgemein üblich, dass die Lehrer auch im Dienst der Kirche standen, z.B. als Küster, Organist oder Lektor.
In den Arbeitsverträgen der Lehrer waren die kirchlichen Dienste an erster Stelle notiert. Die Einkünfte der Lehrer bestanden nicht nur aus Bargeld, sondern zum Teil auch aus Naturalien: Getreide-, Brot-, Wurst- und Eierlieferungen, Feuerungsmaterial und Obstnutzungen wurden in den Verträgen vereinbart,
Vom Hauptlehrer Klene, der 1902 nach Dingelbe kam und später auch lange Zeit Hauptlehrer war, wurde berichtet, dass er nicht nur in der Schule, sondern darüber hinaus segensreich in der Gcmeinde wirkte. Er war Mitglied im MGV Cäcilia und übernahm bald als Chormeister die Leitung des Vereins. Außerdem war er Organist in der Kirche und gründete einen Kirchenchor. Auch im Sport war er aktiv als Turner und Vorsitzender des TV Eiche. Weiterhin beschäftigte er sich mit der Dorfgeschichte und war u.a. an der Erstellung der Flurkarte der Gemeinde maßgeblich beteiligt. Schließlich. arbeitete er auch noch beim DRK und der Kriegsgräberfürsorge mit.
...vor 90 Jahren...
Im Jahr 1910 wurde das alte Schulgebäude abgerissen und der vordere Teil der heutigen Schule erbaut. Der Haupteingang war an der Hauptstraße und führte links in einen Klassenraum und rechts in die Wohnung des Hauptlehrers.
Zu dieser Zeit wurden die Schüler der Volksschule in drei Klassenräumen von drei Lehrern unterrichtet: Hauptlehrer Grabow, Lehrer Klene und Frl. Umbach. In der Unterstufe saßen die Schüler der l.und 2.Klasse, in der Mittelstufe lernten die Schüler der 3.,4. und 5.Klasse zusammen und die Oberstufe bildeten schließlich die Klassen 6,7 und 8. Die Schulpflicht für die 9. Klasse wurde erst 1951 eingeführt.
In den zwanziger Jahren wurden die Schüler in Lesen, Rechtschreiben, Rechnen, Geschichte, Erdkunde, Zeichnen und Gesang beurteilt; Fächer, die wir auch heute kennen. Doch auch in den folgenden Fächern gab es Zensuren: Betragen, Fleiß , Aufmerksamkeit, Kirchenbesuch, Gebete, Katechismus, Biblische Geschichte, Schönschreiben und Naturbeschreibung.
In den genannten Stunden wurden die Kinder gemeinsam unterrichtet.
Turnen gab es nur für die Jungen, Handarbeiten war den Mädchen vorbehalten.
In den Jahren des 2.Weltkriegs leitete Hauptlehrer Klene die Volksschule. Die Kinder gingen auch in dieser schweren Zeit jeden Tag in die Dingelber Schule. Es kam allerdings schon mal vor, dass es an besonders frostigen Tagen "kohlenfrei" gab. Bevor nach Kriegsende 1945 wieder der normale Schulbetrieb anlaufen konnte, wurden die Lehrpläne überprüft und von nationalsozialistischen und militärischen Anschauungen gereinigt. Den Lehrern wurde verboten, den Militarismus zu verherrlichen oder beispielsweise den Sportunterricht in einer Weise zu erteilen, die an eine militärische Ausbildung erinnert.
Schulleiter war nach dem Krieg für ein paar Jahre Hauptlehrer König (gest.l948), gefolgt von Hauptlehrer Röth.
...vor 50 Jahren...
Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Zahl der Schulkinder durch den Zustrom der Flüchtlinge und Evakuierten schnell an.
Im Jahre 1950 wurden 291 Kinder in 3 Klassenräumen unterrichtet. Zwei Klassenräume befanden sich im heutigen Schulgebäude, ein Raum in der "kleinen Schule", dem heutigen Dorfgemeinschaftshaus. Wegen des Raummangels wurde es erforderlich, die Stundenzahlen für alle Schuljahre herabzusetzen. Da auch für die folgenden Jahre mit noch weiter steigenden Schülerzahlen gerechnet werden musste, beschloss die Gemeinde einen Schulerweiterungsbau.
In der "großen Schule" wurden zwei neue Klassenräume geschaffen. Außerdem gab es eine Dusche im Keller und einen Nähraum, einen Bastelraum und einen Lehrmittelraum im Dachgeschoss.
Der bisherige Klassenraum in der "kleinen Schule" wurde zu einer Wohnung für die Lehrerin Frl. Buer umgebaut. Der Hauptlehrer Röth hatte seine Wohnung in der "großen Schule", Lehrer Eilers in der "kleinen Schule", Lehrer Schlieker wohnte im Dorf.
Von 1960 bis 1964 war Herr Luczak Hauptlehrer in Dingelbe. Das Kollegium bildeten mit ihm Herr Eilers, Frl. Wolpers und Frl. Wollweber.
1964 kam Herr Bartels als neuer Hauptlehrer nach Dingelbe, und sicher erinnern sich auch noch viele an Herrn Thal, Frl. Engelhardt, Frau Krüger usw.
Den Religionsunterricht erteilte Dechant Engels.
In den Räumen der Volksschule wurden neun Klassen unterrichtet, zum Turnen ging man zum Gemeindebüro.
Zum Schuljahr 1969/70 wurde im Zuge der Gemeindereform aus der Volksschule Dingelbe die Grundschule Dingelbe. Nach der 4.Klasse gingen die Schüler nun an die Mittelpunktschule in Ottbergen. -
Auf Herrn Bartels folgte 1972 als neuer Hauptlehrer Herr Ziemens. Mit ihm unterrichteten an der Grundschule Frau van Beek, Frau Dierßen und Herr Günther. Im Jahre 1983 erhielt die Grundschule durch den Ausbau von zwei Räumen die Aula im 1. Stock.
Seit 1989 leitet Herr Maxen die Grundschule Dingelbe. Die Schule wird z.Zt.von 62 Kindern aus Dingelbe, Wöhle, Farmsen, Bettmar, Garmissen und Ahstedt besucht. Auch viele Kinder, die mit ihren Familien aus fernen Ländern nach Deutschland gekommen sind und nun in Dingelbe leben, lernen an dieser Schule. Nach einem Wasserrohrbruch im Dezember 1996 musste das Gebäude komplett saniert werden. Die Schüler und Lehrer zogen für drei Monate in die Richard-vonWeizsäcker-Schule in Ottbergen um. Als die Wände getrocknet und die Schäden repariert waren, konnte nach Ostern 1997 der Unterricht in den alten "neuen" Räumen weitergehen.
Seit 1999 arbeitet die Schule als "Verlässliche Grundschule". Das bedeutet, dass alle Kinder täglich von 8 bis 13 Uhr unterrichtet bzw. betreut werden. Außerdem lernen die Schüler der 3. und 4. Klasse neuerdings Englisch.
Mit Herrn Maxen arbeitenjetzt in Dingelbe zusammen:
Frau Dierßen, Frau Hartmann, Herr Heidemann, Herr Thoben, Frau Weber, Frau Maxen, Frau Wolff, Frau Salösch und Frau Scheuermann. Als Sekretärin kommt einmal in der Woche Frau Kronfeldt und für Ordnung im Haus sorgt FrauArndt.